Christina E. Meyer

Online Marketing Expert. Master in Business Administration with Major in Marketing.

Das musst du über Thrombosen, Lungenembolien und Verhütung wissen

Meine Erfahrung und saubere Recherche zeigen: jede Frau sollte eine Östrogen-freie Verhütungsmethode erwägen.
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Ich war 29 Jahre jung, Nichtraucherin und sportlich. Trotzdem bekam ich schwere, beidseitige Lungenembolien. Ich habe Glück, dass ich noch lebe und wieder vollständig gesund bin. Heute weiss ich, dass die Pille daran Schuld war. Es wäre nicht soweit gekommen, wären meine Mitmenschen und meine Ärzte besser informiert gewesen. Folgende Tatsachen zu Thrombosen, Lungenembolien und Verhütung sind lebenswichtig.

Was ist eine Lungenembolie?

Eine Lungenembolie entsteht in den meisten Fällen aus einer tiefen Beinvenenthrombose (Blutgerinnsel in den Beinvenen). Werden die Thrombosen nicht behandelt, weil sie wie in meinem Fall nicht bemerkt werden, können sich Teile der Blutgerinnsel ablösen. Diese werden dann über den Blutkreislauf, am Herzen vorbei in Richtung Lunge transportiert. Zwischen Herz und Lunge bleiben sie, je nach Grösse, in kleineren und grösseren Lungenarterien stecken und verstopfen diese vollständig oder teilweise. Ist ein grösseres Blutgefäss teilweise verstopft, kämpft die rechte Herzkammer gegen Widerstand und ist überlastet  (siehe Rechtsherzbelastung). Werden grössere Blutgefässe vollständig verschlossen, stirbt man am Versagen des rechten Herzens.

Eine Lungenembolie ist lebensbedrohlich. Sie ist nach Herzinfarkt und Schlaganfall die dritthäufigste zum Tode führende Herz-Kreislauf-Erkrankung.

Was sind die Symptome einer Lungenembolie? 

Die Lungenembolie gehört zu den am häufigsten übersehenen und falsch diagnostizierten Todesursachen. Die Symptome sind meist nicht eindeutig. 
Die häufigsten Symptome einer Lungenembolie sind: 

  • Atemnot, Kurzatmigkeit
  • Brustschmerzen beim Atmen
  • Husten, Bluthusten
  • Schneller Puls
  • Angst, Unruhe, Beklemmungsgefühl
  • Starke Kreislaufprobleme
  • In schweren Fällen Herz-Kreislauf-Stillstand

Bei mir dauerte es dreieinhalb Wochen vom Bemerken der ersten Symptome, bis ich nach 4 Arztbesuchen endlich die korrekte Diagnose und Behandlung erhielt. Ich habe den Verlauf dieser Odyssee zusammengefasst. 

Ich spürte als Erstes Kreislaufprobleme. Beim Sport wurde mir schwarz vor Augen. Später kamen Brustschmerzen beim Atmen dazu, wovon ich Angst bekam. Bei hoher Belastung musste ich husten. Mit diesen Symptomen ging ich das erste Mal zum Arzt. Später litt ich zusätzlich an Kurzatmigkeit und hatte einen hohen Ruhepuls von über 90 statt unter 60. 

Warum bekommt man eine Lungenembolie?

Folgende sind die Risikofaktoren für Thrombosen gemäss der Schweizerischen Herzstiftung:

Hohes Thromboserisiko 

  • grosse Operationen
  • Hirnschlag mit bleibender Halbseitenlähmung
  • Tumorleiden
  • bereits durchgemachte Thrombose oder Lungenembolie
  • Alter über 60 Jahre
  • bekannte Gerinnungsstörung
  • Hormoneinnahme (Östrogene) bei Raucherinnen: also alle Verhütungsmittel, die eine Kombination aus Gestagen und Östrogen enthalten. 

Mittleres Thromboserisiko

  • Hormoneinnahme (Östrogene)
  • Gipsverband mit eingeschränkter Beweglichkeit des Sprunggelenks
  • mittelgrosse Operationen

Niedriges Thromboserisiko

  • Bettruhe von mehr als 3 Tagen
  • Auto- oder Flugreisen von 6 Stunden oder länger
  • Schwangerschaft

Ich nahm die Pille und hatte somit aufgrund der Hormoneinnahme bereits ein mittleres Thromboserisiko. 

Die Pille und Lungenembolien

Hormonelle Verhütung erhöht das Lungenembolie-Risiko. Folgendes muss man wissen:

  • Die Pille reicht als alleiniger Auslöser.
    Die Ärzte sagten mir, dass die Pille nicht alleiniger Auslöser von Lungenembolien sein kann. Mindestens ein weiterer Faktor müsse vorliegen. Die mich behandelnde Spezialistin der Hämatologie am Unispital Zürich – die einzige Ärztin, die aufgrund ihrer Ausbildung eine fundierte, qualifizierte Aussage machen konnte – sagte unmissverständlich:
    Die Pille alleine kann eine Lungenembolie auslösen. 
    Statistisch gesehen bekommen 2-3 von 10’000 Frauen pro Jahr einfach so eine Thrombose. Mit der Pille verdoppelt sich das Risiko und liegt bei 6-10 von 10’000 Frauen pro Jahr. Ich bin das beste Beispiel: die Pille reicht als einziger Risikofaktor aus. 
     
  • Das Risiko bleibt über lange Zeit gleich hoch und erhöht sich ab 40 weiter.
    Meine frühere Frauenärztin sagte mir vor dem Vorfall auf meine Nachfrage hin, ich müsse mir keine Sorgen machen: Da ich die Pille schon lange nehme, wäre das Risiko klein. Komplikationen würden wenn überhaupt in den ersten Jahren auftreten. Heute weiss ich: Wenn neben der Pille kein weiterer Risikofaktor vorliegt, bleibt das Risiko an einer Lungenembolie zu erkranken gleich hoch, egal wie lange man die Pille schon nimmt. Mit steigendem Alter (ab ca. 40 Jahren) nimmt das Risiko weiter zu. 
     
  • Jedes Verhütungsmittel mit Östrogen erhöht das Risiko.
    Immer wieder werden medienwirksam einzelne Pillen an den Pranger gestellt. Die faule Berichterstattung, wie sie zum Beispiel von der SRF Rundschau betrieben wird, erweckt so fahrlässigerweise den Eindruck, dass von anderen Pillen nicht dasselbe Risiko ausginge. Das ist falsch. Das Risiko an einer Lungenembolie zu erkranken erhöht sich durch jedes Verhütungsmittel, das neben Gestagen zusätzlich Östrogen enthält. Ungeachtet des Herstellers, der Marke oder des Mediums:  Pille, Vaginalring, Hormonpflaster etc. erhöhen das Risiko, wenn sie Östrogen zusätzlich zu Gestagen enthalten.  

Todesfälle wegen Lungenembolien

  • 251 Lungenembolien
    Seit 1990 verzeichnete Swissmedic 411 Meldungen über Thrombosen, wovon 251 zu Lungenembolien führten. 
     
  • 15 Todesfälle wegen hormonalen Verhütungsmitteln
    Seit 1991 sind in der Schweiz 15 Todesfälle aufgrund von hormonalen Verhütungsmitteln bekannt. Bei 9 dieser 15 verstorbenen Frauen lag kein zusätzlicher Risikofaktor wie Übergewicht oder genetische Eignung vor. Diese 9 Frauen hat es also – genau wie mich – einfach so getroffen. Keine dieser Frauen hatte mein Glück.

Diese Zahlen von Swissmedic wurden in der NZZ am Sonntag vom 8. März 2015 veröffentlicht.

Sichere Verhütungsmittel

Aufgrund des Risikos gibt es keinen Grund, Gestagen-Östrogen-Kombiprodukte als erste Wahl anzusehen. Diese gar als erste Wahl zu empfehlen, ist fahrlässig.

Es gibt Alternativen zu den Gestagen-Östrogen-Kombiprodukten, die vergleichbar sicher verhüten, aber das Thromboserisiko nicht erhöhen: 

  • Reine Gestagen-Produkte
    Gestagen-Produkte verhüten gleich sicher wie Kombiprodukte. Diese gibt es in Pillenform (z.B. Cerazette), als Hormonstäbchen oder als Spirale. Bekanntester Vertreter der Spirale ist die Mirena, die für 5 Jahre eingesetzt wird. Als alternative Spirale gibt es seit 2013 Jaydess. Diese ist etwas kleiner als die Mirena, da sie nur für drei Jahre eingesetzt wird. Der Vorteil ist, dass die Hormondosierung geringer und das Einsetzen weniger schmerzhaft ist.
     
  • Kupferspirale
    Bei der Kupferspirale handelt es sich um eine sichere, hormonfreie Verhütungsmethode. 

Welches für euch die beste Verhütungsmethode ist, solltet ihr auf jeden Fall mit eurer Frauenärztin oder eurem Frauenarzt besprechen.

Meine Erfahrung und saubere Recherche zeigen: jede Frau sollte eine Östrogen-freie Verhütungsmethode erwägen.

Diese können zwar auch Nebenwirkungen haben, jedoch erhöhen sie nicht euer Risiko, zu sterben. 

Ich habe mich für die Jaydess Spirale entschieden. Um sicherzugehen, dass ich sie vertrage, habe ich davor für drei Monate die Cerazette eingenommen – wie Jaydess ein Gestagen-Präparat. Die häufigsten Nebenwirkungen eines reinen Gestagen-Produktes sind Gewichtszunahme, Akne und Stimmungsschwankungen. Ich kämpfe, seit ich die Jaydess habe, wieder gegen Pickel. Das finde ich jetzt mit über 30 natürlich nicht so lustig. An besseren Tagen ist es mir egal, an schlechteren Tagen muss ich mir sagen, dass ich daran wenigstens nicht sterbe. Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass mein Körper sich an das Hormon gewöhnt.

Weiterführende Informationen

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